Sommer
Wenn die Sonne liebkost, wenn die Sonne versengt,
wenn der Abend uns Kühle und Rosenduft schenkt,
wenn nachts im Schlafgemach voll Tücke
beharrlich zwirrend eine Mücke,
der Abend fast den Morgen küßt,
dann weiß ich, daß es Sommer ist.
Wenn das Schwimmbadgejauchze die Grenzen fast sprengt,
wenn es Städter aus glutheißem Mauerwerk drängt,
wenn sahnig, braunes Tüteneis
auf T-Shirts tropft, die vorher weiß,
der Nachbar die Rabatte gießt,
dann weiß ich, daß es Sommer ist.
Wenn Gerste sich wiegt wie Seide und Samt,
die Spinne ihr Netz über'm Dielentor spannt,
wenn schwerer Regen warm und satt
die Welt grün angestrichen hat,
wenn Blüten wandeln sich zur Frucht,
und wenn der Hund den Schatten sucht,
dann waltet Sommer rings im Land
verschwenderisch mit starker Hand.
© 1998 Christine Zickmann
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