Nabelschau
Ich drehe mich im Kreise
und halte Nabelschau.
Der Puls ist heut' so leise.
Ich fühl' mich alt und grau.
Im Ohr ein Meeresrauschen,
was reißt da im Gebein?
Sei stille, laß mich lauschen.
Kann es was Ernstes sein?
Soll ich den Doktor fragen?
Er ist ein kluger Mann.
Werd' den Frisör vertagen.
Warum ruft niemand an?
Gespenster um mich wehen.
Wie soll ich mich ertragen!
Doch will ich niemand' sehen.
Die Menschheit ist voll Klagen.
Sie wollen lamentieren,
zuhören woll'n sie nicht.
Im Plappern sich verlieren
ein jeder über sich.
Ich drehe mich im Kreise.
Mein Blick sucht Trost und Leben
und bleibt seltsamerweise
doch stets am Nabel kleben.
© 1999 Christine Zickmann
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