Konzert-Impressionen

Applaus hat ihn hereingetragen.
Es brandete wie Flügelschlagen.
Als er das Kirchenschiff durchschritt,
da gingen 1000 Augen mit.

Des Maestros Blick gebot uns Schweigen,
verstummt das Stimmen zarter Geigen
und Spannung - ich ertrug sie kaum -
durchknisterte den Gottesraum.

Noch einmal schüttelt er die Mähne,
verweist eine verirrte Strähne,
streichelt gleich einem Stoßgebete
ein letztes Mal seine Trompete.

Und dann zugleich mit 20 Geigen
jubelnd empor die Töne steigen.
Fast stoßen sie an's Sternenzelt.
Die Welt scheint auf den Kopf gestellt.

Es lösen sich die Zauberklänge
aus der Trompetenröhren Enge.
Den Sprung möcht' ich ins Garnichts wagen
und allem Irdischen entsagen.

Doch plötzlich holt eine Gebärde
des Maestros mich zurück zur Erde.
Vorwitzig, dreist, ohne Respekt
des Meisters Nase, - ja sie leckt.

Und zwischen süßen Himmelsklängen
das Übel wirksam abzudrängen,
da tritt in eine ernste Phase
des Meisters Kampf mit seiner Nase.

Das Unterteil im Angesicht
schiebt sich nach rechts. Es fruchtet nicht.
Auch nicht, als kraftvoll und beherzt
er hochzieht, daß das Ohr mir schmerzt.

Nein, erst als er zum Letzten greift,
diskret es an die Hose streift,
entschied sich dieser üble Streit
für ihn. Doch nur für kurze Zeit.

Ganz virtuos auf der Trompete
bringt ihn Banales hier in Nöte.
Die halbe Welt liegt ihm zu Füßen,
Liebling von Jung und Alt und Gott.
Dies sollte auch die Nase wissen,
stattdessen treibt sie Hohn und Spott.

Ist's darum nur, daß er begreift
ein Mensch zu sein, damit er nicht die Sterne streift?

© 1998 Christine Zickmann

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