Benjamin


Ich sehe dich zur Schule geh'n,
verloren schaust du drein.
Wie wirst du einst im Leben steh'n,
wenn kälter mal die Winde weh'n?
Heut' bist du ja noch klein.

Die Hände sind dir Überfluß,
weißt nicht wohin damit.
Du murmelst einen scheuen Gruß,
schiebst kleine Kiesel mit dem Fuß.
Ganz zaghaft wirkt dein Schritt.

Die Schultern, die den Ranzen tragen,
sie sind gebeugt und schmal.
Wie werden einst die Fäuste wagen
sich eine Bresche frei zu schlagen?
Du bist aus Silber, nicht aus Stahl.

Du hast ein kleines Herz aus Gold,
trägst Trauer im Gesicht
wenn sich der Habicht Finken holt,
der Herr mit seinem Hunde grollt.

Gib acht, daß niemand dich zerbricht.


© 1998 Christine Zickmann



[Vorherige Seite][Zurück zum Archiv][Nächste Seite]