Die Amsel

Der erste Frost, ein weißes Kleid,
Dezember: Vogelfütterzeit.
Grünfink und Dompfaff knacken Kerne.
Der kleine Zeisig holt sich gerne
den Samen und die flinke Meise
dreht mit dem Meisenknödel Kreise.
Was der Herr Spatz im Schnabel hat,
das ist ihm wurst. Hauptsache satt.

Ein einig Völkchen buntgewandet
bis - ja bis eine Amsel landet
und zänkisch allen Überfluß
für sich beansprucht voll Verdruß,
als wollt' sie aus den Federn fahren.
Das kenn' ich doch, dies Drohgebaren?
Steckt da in rabenschwarzem Kleid
nicht tierisch ein Stück Menschlichkeit?

© 1999 Christine Zickmann

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